Der erste Triathlon

Der erste Triathlon

Neue Dinge auszuprobieren bedeutet meist auch, die eigene Komfortzone zu verlassen – nicht nur körperlich, sondern auch mental. Insbesondere, wenn gleich beim ersten Versuch viele Menschen zuschauen, kann schon mal ein wenig Unbehagen dabei sein.
So fühlen sich viele Athlet:innen, wenn sie kurz vor ihrem ersten Triathlon stehen – insbesondere Frauen. Trotz eines guten Trainingslevels hegen sie oft die Angst, sich zu viel vorgenommen zu haben oder gar den Triathlon nicht einmal zu finishen. Deshalb ein Tipp für alle Athletinnen, die darüber nachdenken, bei einem Triathlon zu starten, aber noch Zweifel hegen: Lest unbedingt weiter. Denn genau zu diesem Thema hat RYZON-Athletin Franzi Reng hat einen interessanten und durchaus ermutigenden Gastbeitrag verfasst.

Fest steht übrigens: Das muss weder jede Frau noch ausschließlich Frauen betreffen. Deshalb kann der Artikel natürlich für alle interessant sein, die vor ihrem ersten Triathlon stehen.


Franzi Reng möchte Frauen im Triathlon zu mehr Selbstbewusstsein ermutigen

 

Zweifel sind völlig normal

"Eine gute Freundin hat kürzlich ihren ersten Triathlon gefinisht. Ganz klassisch eine olympische Distanz bei einem kleinen Event in der Region. Kein Mammut-Projekt, hinter dem spezifische Trainingslager, großer finanzieller Aufwand oder gar eine gezielte monatelange Planung gesteckt hätten.

Was allerdings sehr wohl etwas länger angedauert hat, war der Prozess, sich dazu durchzuringen, dem Triathlon eine Chance zu geben. Bereits seit langem hatte ich Lara dazu ermutigt – immerhin betreibt sie alle drei Sportarten mit viel Freude und ja, durchaus auch mit einer gesunden Portion Ehrgeiz. Bislang waren meine Versuche jedoch vergeblich gewesen.

Aber nicht etwa, weil Lara keine Lust auf Triathlon gehabt hätte. Insgeheim träumt sie sogar schon länger von einer ganz bestimmten Mitteldistanz in Österreich. Für sie lag dieses Ziel aber in kaum greifbarer Ferne. Alle drei Sportarten hintereinander? Und dann auch noch vor Publikum? Das traute sie sich nicht zu.

 

Mit der richtigen Vorbereitung ist das Radfahren im Triathlon-Wettkampf sehr gut machbar.


Als jedoch bekannt wurde, dass das Triathlon-Event vor Ort nach zwei Jahren Corona-Pause endlich wieder stattfinden würde, fing sie plötzlich Feuer: Ein Rennkurs auf bekannten Straßen, kein Reisestress, das eigene Bett in der Nacht zuvor und das in Kombination mit vielen bekannten Gesichtern an der Strecke, die sie aufmuntern würden, wenn es hart wird – das gab ihr die nötige Sicherheit, um sich kurzfristig doch noch einen Startplatz zu sichern.

Trotzdem hörte ich Besorgnis aus ihrer Stimme heraus, als sie mich nach ein paar letzten Tipps für den großen Tag fragte: „Glaubst du, ich schaffe das überhaupt? Oder blamiere ich mich da bloß?“

 

Woher kommen die Zweifel?

Vielleicht muss ich ein wenig ausholen, um zu zeigen, wie unbegründet Laras Unsicherheit war: Seit ich sie kenne, ist sie leidenschaftliche Läuferin und hat bereits mehrere Halbmarathons gefinisht. Als sie aufgrund einer Verletzung zu Studienzeiten das Training über längere Zeit pausieren musste, entdeckte sie das Rennradfahren für sich. Seitdem unternimmt sie regelmäßig ausgedehnte Touren, gerne auch Bikepacking für mehrere Tage. Das Kraulschwimmen hat sie ich als Teenagerin im Urlaub mit ihren Eltern selbst beigebracht. Aus Langeweile, wie sie sagt. Ein gemeinsamer Freund, der Schwimmseminare für Sportstudenten hält, schreibt ihr hin und wieder ein paar Pläne, die sie dann gewissenhaft im Hallenbad absolviert.

Objektiv betrachtet mehr als nur eine solide Vorbereitung über Jahre hinweg, die auch ohne spezifische Koppeleinheiten oder Wechseltraining locker ausreichen würde, um komplett ohne Druck in ein Rennen auf der olympischen Distanz zu gehen. Woher also die Angst, der Herausforderung nicht gewachsen zu sein?

 

Für die erste Kurzdistanz ist schon ein regelmäßiges Lauftraining mit kleinen Umfängen ausreichend.


Ich beobachte bei Triathlon-Anfängerinnen häufig diese vorsichtige Haltung. Im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen sind sie sich selbst gegenüber deutlich kritischer und trauen sich viel später an einen Wettkampf heran, obwohl sie große Lust darauf hätten. Wir Frauen denken meistens weniger kompetitiv und sind stattdessen skeptischer, was die Einschätzung unseres eigenen Leistungslevels betrifft. Während sich Männer eher Gedanken darüber machen, wie gut sie wohl im Vergleich zu ihren Trainingspartnern oder Altersklassen-Kollegen abschneiden werden, befürchten wir, erst gar nicht ins Ziel zu kommen und das alles – in erster Linie uns selbst – doch ein wenig überschätzt zu haben.

Vollkommen zu Unrecht: Bei einem Wettkampf kommt es nicht allein darauf an, besser als andere zu sein. Niemand, der sich der Herausforderung Triathlon stellt, kann sich blamieren. Es geht in allererster Linie um die gemeinsame Freude an einer außergewöhnlichen und extrem vielseitigen Sportart. Darum, die eigenen Grenzen auszutesten. Das Rennen ist im Endeffekt der Preis für das kräftezehrende Training, das auch mal dafür sorgt, dass wir ordentlich die Zähne zusammenbeißen müssen. Der Wettkampf ist die verdiente Belohnung und darf dementsprechend genossen werden. Natürlich ist Triathlon an sich ein Sport, der für Einsteiger:innen auf den ersten Blick ein wenig beängstigend wirken kann. Sofort denkt man an große Zeitfahrmaschinen, Scheibenräder mit ohrenbetäubendem Leerlauf oder Athlet:innen mit Modellkörpern und fühlt sich dadurch vielleicht ein wenig eingeschüchtert.

 

Genießt die Triathlon-Erfahrung!

Triathlon bedarf eines größeren Aufwands als andere Sportarten, ja. Aber im Endeffekt ist es so simpel wie genial: Erst schwimmen, dann Rad fahren und schließlich noch laufen. Dabei gilt es, nicht überall Vollgas zu geben, sondern sich die Kräfte richtig einzuteilen und bei sich zu bleiben. Besonders dann, wenn es hart wird. Alles Dinge, in denen wir Frauen den Männern keineswegs nachstehen. Warum auch?

Natürlich kann eine Frau nicht exakt so trainieren als sei sie ein kleinerer, langsamerer Mann. Das stellt aber auch kein Hindernis dar. Dass Frauen und Männer im Sport so wie auch sonst überall von Natur unterschiedlich sind und dadurch auch andere Bedürfnisse haben, wurde in den vergangenen Jahren glücklicherweise mithilfe der Sportwissenschaft nachgewiesen und daraufhin auf den Gebiet der Trainingsplanung, Ernährung und Bekleidung Vieles nachgeholt. Es ist keine Schwierigkeit, als Frau genau so selbstbewusst, gesund und sowohl körperlich als auch mental stark in ein Rennen zu gehen.

 

Als Frau kann man genauso körperlich und mental stark wie ein Mann ins Rennen gehen.


Daran, dass Lara ihr Rennen ins Ziel bringen würde, bestand für mich dementsprechend kein Zweifel. Das Schönste war für mich als Triathletin aber, zu sehen, wie viel Freude sie dabei hatte. „Ich hab‘ noch nie so etwas Anstrengendes gemacht“, meinte sie. Freudestrahlend. Die Glücksgefühle im Ziel hatten für alles entlohnt.

Sie hat sich bereits für ein nächstes Rennen angemeldet und möchte sich außerdem einen Trainer suchen, der sie bei diesem Vorhaben unterstützt. „Noch lieber hätte ich eine Trainerin“, fügt sie lachend hinzu. Sorgen darum, irgendetwas nicht zu schaffen oder sich zu blamieren, sind passé. Was bleibt, ist eine neu gewonnene Leidenschaft und eine ordentliche Portion Selbstvertrauen.

Ich kann jeder (und jedem) da draußen, die (oder der) wie Lara auch nur mit den Gedanken spielt, einen Triathlon zu probieren, von Herzen empfehlen, es einfach zu machen. Traut euch."

Lust auf den ersten Triathlon bekommen? Entdecke unsere Triathlon-Kollektion für Frauen, die auch Franzi für ihr Training und ihre Wettkämpfe nutzt.

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